Selbsterkenntnis und unsere innere Freiheit

Heraklit wusste es bereits. Sokrates und Platon haben es erkannt und in Gleichnisse umgesetzt, die Bedeutung der wahren Selbsterkenntnis.

Liebe Freunde,

auf unserem spirituellen Weg scheint die sogenannte Selbsterkenntnis eine zentrale Rolle zu spielen. Immer wieder ist von ihr die Rede, doch was genau ist denn eine Selbsterkenntnis? Im Grunde steckt die Antwort bereits in diesem Begriff, eine Erkenntnis des Selbst. Solange wir jedoch keine genaue Vorstellung von diesem „Selbst“ haben, werden wir wohl noch länger keine klare Antwort erhalten.

Aus genau diesem Grund habe ich für Euch die folgenden Zeilen verfasst. Mein Beweggrund entstand aus der Beobachtung, dass wir unsere Erlösung immer noch im Außen suchen. Meistens unbewusst folgen wir unsere Suche nach dem Motto: Wenn ich dieses, jenes und/oder das Andere mache, werde ich meine erlösende Selbsterkenntnis erreichen. Doch dieser Weg wird uns letztlich immer nur in einen Kreis führen. Scheinbare Fortschritte, die uns das Gefühl vermitteln, dieser Selbsterkenntnis ganz nahe zu sein, verfehlen ihre ersehntes Ziel.

Die nun folgenden Zeilen sollen uns zu der Erkenntnis führen, wie wir diese Selbsterkenntnis erreichen können. Nun folgend zitiere ich Heraklit, der seinen Text mit der sprachlich persönlichsten Art der Ansprache verfasste, mit einem freundschaftlichen Du.

„Wo immer Du hingehst, was immer Du tust, auf alles fällt Dein inneres Licht. Und indem Du Deinem Licht folgst, setzt ein innerer Rhythmus ein, eine Harmonie und diese Harmonie empfindest Du als Freude. Dann fällst Du nicht mehr, dann gibt es keine Konflikte mehr. Dann gehst Du mit einer freudigen Leichtigkeit durch Dein Leben, dann sind all Deine Schritte wie ein Tanz, dann ist alles eine einzige Erfüllung. Erst dann wartest Du nicht mehr auf das Erlösende. Dann bist Du erlöst und glücklich. Du bist einfach in Deiner Gewöhnlichkeit1 zufrieden und glücklich.
Und wenn Du es nicht in Deiner Gewöhnlichkeit bist, kannst Du nie wirklich glücklich werden. „Es macht Dich einfach glücklich, einfach da zu sein, glücklich, einfach zu essen, Dich schlafen zu legen.“2
Erst dann hat diese Freude, dieses Glück keinen bestimmten Grund mehr. Du bist einfach, was Du bist. Wo immer Du so hingehst, nimmst Du diese Freude mit.
„Wo immer er (ein so glücklicher Mensch) hingeht, nimmt er sein Glück mit. Wenn Du ihn in die Hölle wirfst, wird er dort einen Himmel um sich herum schaffen, für ihn wird die Hölle zum Himmel“.
So wie Du jetzt bist – unwissend über Dich -, würdest Du, selbst wenn man Dich in den Himmel werfen würde, dort die Hölle um Dich her schaffen, denn Du trägst deine Hölle mit dir herum.“3

Liebe Freunde,
solange wir das nicht erkannt und umgesetzt haben, bleiben wir in unserer Höhlenwelt (von Plato) gefangen. Diese Höhlenwelt liegt in jedem von uns. Sie entspricht unserem inneren Dunkeln. Diese innere Dunkelheit muss weichen, das ist es letztlich, was wahre Selbsterkenntnis bedeutet. Von außerhalb dieser Selbsterkenntnis könnten wir argumentieren, dass wir doch weitaus mehr sind, als ein gewöhnliches Wesen. Im Grunde genommen ist diese Ansicht auch zutreffend. In unserm Wesenskern sind wir göttlich und wunderbar. Und zugleich auch nichts Besonderes…also ganz normal im Sinne der göttlichen Ordnung.
Me Agape
Euer Dieter Broers

Zusatz:
Selbsterkenntnis ist das zentrale Thema im Denken. Wahre Selbsterkenntnis führt uns zur unmittelbaren Einsicht. Unser mechanisches Denken blockiert uns allein schon durch unsere Gewohnheiten und Ängste. Sind wir aber bei uns selbst, sind wir wirklich achtsam und zentriert, dann verliert der Geist seine Unruhe, und wir gewinnen Einsicht. Wir sind in diesem Moment auf eine sehr stille und lebendige Art in uns ruhend und mit uns eins.

1 Gewöhnlich im Sinne: durchschnittlich, normales, keine Besonderheiten. Alles andere entspricht dem übersteigerten Ego.

2 aus Osho: Die verborgene Harmonie (Innenweltverlag 2013)

3 wie 2.